Achtung: Version Evo 3 ist der neue Nachfolger dieses Grills!
DIY: Bau eines sehr speziellen Grills: 1200 Grad!
Wer kennt das nicht? Man wohnt in der Stadt und muss sich den Nachbarn zuliebe beim Steak zubereiten auf seinen Gasgrill verlassen. Als erklärter Vertreter der Nose-to-Tail Bewegung möchte man natürlich die Kuh nicht ein zweites Mal töten… soll heißen: medium-rare bis rare soll es werden!
Meist ärgert man sich dabei, dass der Grill immer ein „bisschen“ zuwenig Temperatur schafft, denn: je heißer, desto besser (innen blutig, außen eine karamellisierte Kruste)
Wer das nicht versteht, der isst auch orange mariniertes „Fleisch“ vom Hofer und grillt es bis zur kompletten Austrocknung! 🙂
Also fragt man sich als erstes, ob man den Grill nicht vielleicht mit einem zusätzlichen Gasbrenner aufrüsten sollte…
Man googelt und stolpert dann irgendwann über industrielle Gasbrenner – diese Dinger haben entsprechend Power – sowas könnte man sich doch in den Deckel des Grills montieren? Quasi eine do-it-yourself Sizzle Zone?
Man sucht weiter… – und stolpert über immer wildere DIY Projekte:
Irgendwann entdecke ich den „Beefer“, der mit 800 Grad Celsius beworben wird… – aber viel zu teuer!
Spätestens hier wurden die Pläne des Aufrüstens des bestehenden Grills verworfen und es war klar: ein neuer Grill – diesmal ein Eigenbau – muss her! Das Ziel: 1000 Grad Celsius! (Update: 1200!) (Der Beefer und Konsorten können brausen gehen!)
Nun ist es recht nachteilig, wenn man keine gescheite Werkstatt zur Verfügung hat – aber hey: in Zeiten von Onlinedruckereien und 3d-Druck hat der Schreibtischtäter von heute natürlich andere Möglichkeiten! Ich erinnere mich an meinen allerersten „Koffer“-Gasgrill: Würde man seinen Grill „steckbar“ designen, dann könnte man praktisch alle Teile von dem Online-Lasercutter des Vertrauens lasern lassen!
Autocad Fusion 360 runtergeladen, erlernt und gebastelt – und bei der weiteren Recherche auf ein Forum gestoßen, wo Gleichgesinnte bereits ein ähnliches Projekt sehr weit entwickelt haben! Total nett: die DXF Files für den Cutter werden per Opensource zur Verfügung gestellt… dh. man kann sich beim Design nach Lust und Laune austoben (oder alternativ bei einer Sammelbestellung mitmachen). Besondern Dank gilt den Usern a.schaefer85 und the_patchelor!
Gesagt, getan – nach *wirklich* viel Literatur waren die notwendigen Schritte zum eigenen OHG (Oberhitzegrill) nun wie folgt:
- 1. Shoppen
- 2x Rothenberger Gasheizstrahler mit Piezo-Zündung und Druckminderer (Stück bei ca. EUR 30.–)
- 2x Gasschlauch á 1,5m
- 1x Druckminderer oder wer den alten Grill an derselben Flasche betreiben will: Druckminderer mit 3 Abgängen
- 1x GN 1/2 20mm
- 1x GN 1/2 40mm
- 1x Silikatschnur 3mm
- 1x Kessel-/Ofenkit
- ein paar Schraubenteile, ca. EUR 12.–
- 4* M6*10 Linsenkopfschraube (für Füsse)
- 4* M6*15 Rändelmutter (für Füsse)
- 24* M4*15 Linsenkopfschraube
- 24* M4 Muttern
- 5* Federstecker
- bei einer Sammelbestellung mitmachen oder selbst einen Laserschneider beauftragen (Blechsatz ca. EUR 200.–, die DXF Files individuell schneiden lassen ca. 300.–)
- 2. Brenner umbauen – hier gehts zur Detailanleitung
- Gitter und Anbauteile entfernen
- Keramiken vorsichtig (!) abnehmen
- Aufgeschweisste Halterung absägen
- Löcher auf M6 aufbohren, entgraten, evtl. lackieren (Feuerfester Lack, Auspufflack)
- alles reinigen
- Keramiken wieder einbauen – dabei mit Kesselkitt und Silikatschnur SEHR gut abdichten!
- 3. Grill zusammenbauen
- Grill von „unten“ nach „oben“ durch Zusammenstecken aufbauen
- Beim Brenner die Adapterplatten nicht vergessen und darauf achten, dass die Keramiken nicht gequetscht werden
- Frontplatte kommt zuletzt
- 4. köstliche Grillereien veranstalten
- ein Flank benötigt etwa 40 Sekunden pro Seite, danach auf unterster Schiene ein paar Minuten ohne Feuer ziehen lassen
- 5-6cm dicke Prime-Ribs: am Besten per Sous-Vide auf 52 Grad ziehen -> danach wie das Flank behandeln
- Fischstäbchen auf 3. Schiene von unten auf geringster Leistung
- Steak in Kohle verwandeln: ein paar Minuten 🙂
- Weitere Erfahrungen und Anwendungstips kommen hier noch!
Eines kann ich nach den ersten Tests schon sagen: Als „rare“-Fan habe bis dato noch kein besseres Steak gegessen – auch nicht (oder besser: schon gar nicht) in „Haubenlokalen“! Aber hier wird das Teil genau so wie zumindest ich es mag: Innen rare und blutig – außen knusprig und karamellisiert: Es „kracht“ beim zubeißen!
Update: mit einer Druckerhöhung von 50mbar auf 200mbar schaffen wir 1200 Grad – bei gleichzeitig kleineren 78er Düsen und somit reduzierter Aura / Flammenschlag!
Update 2: Der Grill läuft – was braucht man jetzt? Na klar: eine eigene Dry Aging Reifekammer, denn das leckere Gammelfleisch vom Metzger ist günstig schwer zu kriegen…
Update 3: Die Files findet ihr bei den Downloads.
Und zu guter Letzt, noch ein Bild für euch Veganer:
Schreibe einen Kommentar